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Kinderrechte sind aktiver Kinderschutz!

Beim Fachtag "Beteiligung macht stark! Institutionelle, gesellschaftliche und politische Partizipation junger Berliner*innen aus der Jugendhilfe" des Paritätischen Landesverbandes Berlin am 9. November 2010 beschäftigten sich die Teilnehmer*innen mit Sinn und Möglichkeiten von Partizipation in der Jugendhilfe. Dem Kinderrechts-Beauftragten von Kompaxx e.V. zufolge finde sie vor dem Hintergrund statt, dass zunehmend Themen wie "Salutogenese" und "Selbstwirksamkeit" in der Sozialarbeit diskutiert würden – also die Quellen und Ressourcen (seelischer) Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen einerseits und die Zuversicht in die eigenen Kräfte und Fertigkeiten andererseits. So tragen Beteiligungsrechte von Kindern und Jugendlichen seiner Meinung nach wesentlich zum (Selbst-)schutz der jungen Hilfeadressat*innen bei.

Im Folgenden kann ein Ausschnitt eines Beitrages des Kinderrechts-Beauftragten aus der nebenstehenden Dokumentation des Fachtages nachgelesen werden.

Kinderschutz und Kinderrechte im Spannungsverhältnis?

"Die aktuelle Debatte um Kinderschutz weist zu einem Großteil in Richtung mehr Kontrolle. Rechtspolitische Instrumentarien zum Kinderschutz erfahren derzeit in der Praxis aufgrund der medialen Präsenz mehrerer Fälle von Kindesvernachlässigung und sogenannte „Kindesmisshandlung“ eine besondere Betonung. Dies bewirkt, dass Kinderschutzfälle einen wachsenden Anteil an der Praxis von Fachkräften haben. Eine weitere bedeutende Konsequenz ist die weitverbreitete und immer wieder geäußerte Befürchtung, für Fehlentscheidungen und -handlungen strafrechtlich belangt zu werden: Bei der Arbeit stünde man „stets mit einem Bein im Gefängnis“ mahnten JugendamtsmitarbeiterInnen. In diesem Zusammenhang erscheint die Forderung nach einem Mehr an Beteiligung von Kindern und Jugendlichen vielen Fachkräften als Gefährdung der Erfüllung eben dieses Kinderschutzauftrages. Hier spielt insbesondere die Annahme eine Rolle, die Herstellung von beteiligungsoffenen Prozessen führe zwangsläufig zu Kontrollverlusten auf Seiten der Fachkräfte.

Ohne die Notwendigkeit von Kinderschutz zu bezweifeln, kann gefragt werden, ob Kinderschutz und Kinderrechte tatsächlich in einem grundsätzlichen Spannungsverhältnis zueinander stehen. Erkenntnisse aus Theorie und Praxis widersprechen dieser Annahme: partizipative Angebote können für Kinder und Jugendliche präventiv wirken – worauf auch der Ansatz der Salutogenese (Antonovsky) hinweist. Es zeigt sich auch, dass durch mehr Eigenverantwortung für den Selbstschutz förderliche Einstellungen gestärkt werden, sowie die Teilnahme- und Mitwirkungsbereitschaft gefördert werden können. Zudem kann eine gelingende Beteiligung die Beziehung zwischen Klient*nnen und Fachkräften verbessern und so Arbeitsprozesse auch für die Fachkraft bedeutend vereinfachen. Nicht zuletzt würde eine gesellschaftliche Verbesserung der Stellung der Kinder auch den Zugang zu Ressourcen verbessern, die ihren Selbstschutz fördern." (Aus der nebenstehenden Dokumentation, S. 21 f.)